Der faule Student, nennen wir ihn Hans, hatte
natürlich wieder einmal an einem freien Tag den Wecker ausgeschaltet und sich
nicht ins Schwimmbad bewegt.
Hans ist ja nicht dumm, beim Klingeln des Weckers
kam ihm sofort in den Sinn, dass aktuell ja Schulferien sind und das Schwimmbad
somit den ganzen Tag der Öffentlichkeit zugänglich ist. Also umdrehen, Decke über
den Kopf und noch schön ein, zwei Stunden dem müden Studentenkörper Erholung
gönnen.
Endlich erwachte auch Hans. Die Uhr zeigte 11:45
Uhr. Kein Grund zur Eile, schließlich schwimmt es sich mit leerem Magen gar
nicht gut. Erstmal ein kleines Frühstück und dann ganz entspannt ins
Schwimmbad.
Schon auf dem Parkplatz begriff auch Hans, dass es
wohl nicht gerade leer im Bad sein würde. Unbeirrt, sein Vorhaben eventuell
doch abzubrechen, schritt er in die Umkleidekabine. Beim Suchen nach einem
freien Schrank dann der zweite Schock. Hans Stammschrank war in der Tat nicht
frei. Leicht angefressen ging es dann unter die Dusche. Hier wartete bereits
der nächste Schock. Kinder, Kinder, kleine Kinder… was machen die hier? Haben
die keine Playstation oder keinen PC um Egoshooter zu spielen.
Die Laune begab sich schnell auf den nächst
tieferen Punkt als Hans dann das Bad betrat. Dazu sei erwähnt, das Bad bietet 6
Bahnen zu 25m. Dieses Becken umfasst
neben drei Sprungtürmen (1m, 3m, 5m) ein Nichtschwimmerbecken, welches sich
über rund 10m Breite auf allen 6 Bahnen, gesichert durch eine rote Kordel,
erstreckt. Natürlich war keine Sportbahn abgetrennt und, ja, dafür war das
Kinderbecken abgetrennt.
Na gut, das geplante Schwimmprogramm wurde dann
direkt aus den Gedanken gelöscht. Hans entschied sich dennoch dazu, ins Wasser
zu gehen und so die Anreise zum
Schwimmbad nicht ganz überflüssig zu machen. Also rein ins Wasser und dann
Schadensbegrenzung versuchen. Aber auch dieses Vorhaben wurde von den anderen
Badegästen zunichte gemacht.
Hans versuchte zu erkennen, wer von den Erwachsenen
welche Bahn benutzt. Ein Ding der Unmöglichkeit. Der sonst recht ordentliche
Deutsche scheint im Schwimmbad das Chaos zu lieben. Eine gerade Linie wird von niemandem
geschwommen, ja gar vermieden, vielmehr erinnert das ganze Becken an einen
Autoscooter. Wobei selbst dort wenigstens die grundsätzliche Fahrtrichtung
vorliegt – und davon konnte in diesem Becken keine Rede sein.
Hans begab sich also schwimmend in das Chaos und
beobachte fasziniert die Ereignisse in der Umgebung. Bahn 1-3 waren durch
Kinder, welche vom 1m Turm ihre Arschbomben perfektionierten, unbenutzbar. Bahn
4 und 5 wurden von rund 12 Personen genutzt. Bahn 6 wurde von, wir nennen die
nette Dame mal Oma Gertrude, beschwommen. Jedoch nicht ganz allein. Eine
verwegene „Sportschwimmerin“ versuchte sich diese Bahn (sonst die Sportbahn) zu
erobern.
Oma Gertrude, schätzungsweise Baujahr 30, folg
förmlich im Stil „Rücken Alt-Deutsch“ auf der Bahn, die Sportschwimmerin (Anna)
in ihrer Interpretation des „Freistils“. Es kam was kommen musste. Oma Gertrude
bekam Wasser ins Gesicht und wurde durch die Bugwelle so durchgeschüttelt, dass
sie sich erstmal am Beckenrand hängend von diesem Attentat erholen musste.
Diese Gelegenheit nutze, wir nennen ihn Manni, um
Oma Gertrude auf die Idee zu bringen die Bahn frei zu geben und auf Bahn 4 und
5 auszuweichen. Aber zum Glück von Hans war Oma Gertrude nicht einsichtig und
verteidigte ihre Bahn, denn schließlich, war sie ja wohl rechtzeitig hier und
hatte die Bahn mit ihren Badelatschen und dem unverwechselbaren Duft von 4711
ausreichend markiert.
Aufgrund des Schwimmstils von Sportschwimmerin Anna
– der Kopf war ja ständig im Wasser – bekam diese von der Aktion nichts mit und
schon gar nichts von der Begründung Oma Gertrudes. Anna ließ es weiter Wasser
regnen und gab alles. Nun wurden die härteren Geschütze aufgefahren. Anna
begann das „Hasenfußrennen“: Wer als erstes ausweicht, verliert die Bahn. Sie
setzte alles auf eine Karte und zog durch. Oma Gertrude ließ sich nicht beeindrucken
und bekam auf Grund ihres Schwimmstils wohl das Vorhaben auch nicht mit und zog
ebenfalls durch. Zack, Kollision! Wieder rettete sich Oma Gertrude in letzter
Sekunde an den rettenden Beckenrand; Anna konnte die Spur halten und schwamm
weiter.
So, nun war es genug, Oma Gertrude reichte es. Sie
ist ja schließlich nicht zum Spaß hier sondern zum Training und die 6 Bahnen
der letzten 45 Minuten sind halt laut Trainingsplan nicht ausreichend. Ab zum
Bademeister. Hier wurde dann außerhalb der Hörweite von Hans geschimpft und
gestikuliert. Nun war Anna in das Visier von CSI-Schwimmbad gerutscht und
musste sich eine Trainingsunterbrechung mit anschließendem Verhör vom
ermittelnden Bademeister gefallen lassen. Manni, scheinbar der Anwalt von Anna,
schritt sofort ein und forderte unbeirrt die Eröffnung der Sportbahn und den
Generationswechsel auf Bahn 6.
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