Gern spricht der
Triathlet von der vierten Disziplin und meint damit den Wechsel zwischen
Schwimmen – Radfahren – Laufen. Klar, gewinnen kann man hier sicher keinen
Triathlon, aber verlieren schon eher und seine Bestzeit verdatteln alle mal.
Aber wie kommt es? Ist es doch für einen Außenstehenden ganz einfach. Man geht
vom Schwimmausstieg zu seinem Platz, nimmt das Rad und weiter geht’s. Später
stell man das Rad dort wieder hin und läuft bis ist Ziel. Easy!
In der Realität,
besonders aus Sicht eines Athleten, stellt es sich doch etwas anders dar. T1 –
abgeleitet von Transition one, also dem ersten Wechsel zwischen zwei
Disziplinen – stellt also den Wechsel vom Schwimmen zum Radfahren dar. T2 –
Ableitung ist klar?! – ist der Wechsel vom Radfahren zum Laufen. Für die
folgende Schilderung gehen wir mal von derselben Wechselzone aus (bei machen Triathlons
sind es auch zwei) und nehmen als Wettkampf eine Mitteldistanz mit 1,9
km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1
km Laufen.
Bereits vor dem Start
beim „Check In“ lernt man seinen Wechselplatz kennen. Ratsam ist es, sich
direkt Orientierungspunkte zu suchen und vor allem zu merken. Nun gilt es, sich
hier auf begrenztem Platz einzurichten, und zu schauen, dass man alles Benötigte
später griffbereit hat. Aber bereits hier beginnt der Spaß. Morgens ist es doch
meist recht kühl, also werden dann noch zusätzliche Utensilien platziert. Ist
man damit fertig geht es zum Schwimmstart.
Zwischen 30 und 40
Minuten ist man nun in der waagerechten Position gewesen. Meist etwas fröstelnd
nähert man sich dem Ausstieg und versucht nun laufend, die Wechselzone zu
erreichen. Hier ergeben sich nun für den Außenstehenden tolle Bilder: Viele
torkeln – man könnte einen Pegel von gut 1,5 °% unterstellen – Richtung WZ.
Besonders nette Veranstalter machen diese Zuwegung auch schön lang, damit das
Entertainment des Publikums erhöht wird. In der WZ angekommen stellt man
schnell fest: der gesuchte Orientierungspunkt war Mist. Denn den Baum, den man
sich gemerkt hat, gibt es plötzlich mindestens 4 Mal. Auch das tolle Fahrrad
des Nachbarn und das eigene gibt es plötzlich recht häufig. Plakate mit Werbung
wiederholen sich natürlich ebenfalls. Also geht das lustige Suchen los. Aber
Vorsicht ist geboten, denn, je nach Schwimmzeit, könnte es recht voll sein und
man sollte unbedingt darauf achten, über keinen am Boden liegenden, mit seinem
Neoprenanzug ringenden Athleten zu fallen.
Nun hat man endlich
seinen Platz gefunden: Da packt einen als erstes der Ehrgeiz, seinen eigenen
Neo im Stehen schnell auszuziehen. Das dauert dann gern mal etwas und endet
schließlich doch im Boden-Nahkampf. Das nächste Highlight – man ist übrigens
klitschnass – wird, wenn erforderlich, das Sockenanziehen. Nun noch rein in die
Radschuhe, Helm auf den Kopf und den Verschluss schließen, Startnummer umbinden
und das Rad zum Ausgang der WZ schieben. Das war T1. Nein, war es nicht. Der
Weg mit dem Rad ist nicht zu unterschätzen. Meist hat man trotz minutenlangem
Wechseln immer noch Gleichgewichtsprobleme und soll jetzt auch noch sein Rad
schieben. Dazu kommt, dass es sich mit den Radschuhen auch hervorragend
schlecht läuft. Allein das ist schon eine echte Herausforderung, auch wenn man
nicht gerade aus dem Wasser kommt. Sitzt man dann auf dem Rad, ist die erste
Wechsel-Disziplin absolviert.
Nach guten 2,5 Stunden
auf dem Rad geht es zu T2 wieder in die WZ! Toll, kann ja nicht viel schlimmer
werden, als die erste. Irrtum. Schon beim Absteigen gibt es die erste
Katastrophe. Man hat sich inzwischen so an die Geschwindigkeit gewöhnt, dass
man schmerzhaft feststellen muss, dass man bei 25
km/h eben nicht einfach von Rad springen und nebenherlaufen kann. Nun geht
die Suche erneut los. Der Eingang in die WZ ist natürlich ein anderer als nach
dem Schwimmen. Auch hier ein ähnliches Bild: die WZ wurde gefühlt komplett
renoviert mit anderem Teppich versehen und sämtliche Gänge wurden vertauscht.
Obendrein natürlich auch alle Plätze bunt neu gewürfelt. Auch hier ist wieder
Achtung geboten, dass man sein Rad nicht dem Kollegen, der im Gang sitzt und
die Schuhe schnürt an den Kopf haut, denn er trägt inzwischen keinen Helm mehr.
Am Platz angekommen
stellt man dann fest, die Stange hängt deutlich tiefer als zuvor, sprich das
Rad hält nicht – natürlich nur, wenn nicht der Nachbar sein Rad schon an meinem
Platz hat. Wütend werden dann die begehrten 1.000 + Euro Räder hingeknallt,
ohne Rücksicht auf Verluste. Ist das Rad endlich weg fliegt der Helm gleich
hinterher, Startnummer nach vorn und dann raus aus den Radschuhen. Ähnlich wie
beim Neo gilt es auch hier das Ganze im Stehen zu absolvieren. Wird in der
Regel nicht klappen und schnell kommt beim nächsten Schritt die nächste Frage
auf: „Was ist eigentlich aus den guten alten Klettverschlüssen geworden, die
ich früher an meinen Ninja Turtle-Turnschuhen hatte??“. Ja, richtig. Eine
Schleife binden wird zu einer gefühlten Promotion. Sind dann endlich die Schuhe
zu, heißt es Ausgang suchen. Nur zur Erinnerung, wir befinden uns immer noch in
einem Labyrinth, wo niemand den Ausgang kennt. Aber, mit Proviant in Form von
Gels, begibt man sich rennend auf die Suche nach dem Ausgang. Endlich auf der
Laufstrecke angekommen, kann man sich wieder seinem Hobby zuwenden und
versuchen sein Tempo bis ins Ziel zu halten.
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